Kurz ein paar Fakten:
Der KULT Triathlon hat wirklich absoluten Kult-Status. Nicht umsonst sind die Startplätze nach ganz kurzer Zeit immer schon vergeben. Direkt am malerische Alpsee mit einer Traum-Kulisse. Hier zieht es auch regelmäßig die Stars der Triathlon- Szene hin. Waren wir bisher fast nur auf Wald- und Wiesen-Triathlons unterwegs, ist das hier mal eine ganz andere Hausnummer. Es werden drei verschiedenen Distanzen angeboten: Sprint, Olympische Distanz und die Mitteldistanz. Sascha hatte sich für die Olympische, ich mich für die Sprint Distanz angemeldet.
Pre Race Day
Wir sind einen Tag vorher angereist, so dass wir die Startnummern schon am Samstag abholen und uns mit der Event Location vertraut machen konnten. Schon die Startnummern Ausgabe an der Seetribühne bescherte Gänsehaut-Feeling. Bei bestem Wetter beklebten wir schon unser Rad und die Helme und begutachteten den Steg, von dem aus der Schwimmstart stattfindet.
Nach einigem Hin-und Herüberlegen entschieden wir uns auch schon unsere Wechselzonen einzurichten. Für die Nacht war Regen angekündigt, was bedeuten würde, dass Schuhe und Wechselkleidung nass werden. Andererseits würde uns der Aufbau am Abend vorher am nächsten Morgen einiges an Hektik und kostbarer Zeit sparen. Also hieß es jetzt gut überlegen, was gebraucht wird. Die dünne Regen -und Windjacke oder liebe ein richtige Regenjacke - es war klar, dass es am nächsten Tag richtig schütten wird. Oder reicht vielleicht doch die Weste? Reichen zwei Gel plus Race Carbs in der Flasche? Wir hatten ein Glück wetterfeste Wechselbeutel dabei und Sascha hatte an Mülltüten gedacht, die wir sogar über unsere Wechselkisten ziehen durften. Die netten Kampfrichter, die in der Wechselzone schon alles auf Richtigkeit geprüft haben, gaben uns den Tipp. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste... ich hatte vergessen meine Radbrille in die Kiste zu legen....
Race Day - Sonntag
Einige Kilometer entfernt hatten wir im Vorwege eine Pension als Schlafplatz gebucht. Gefrühstückt wurde wie üblich bei uns ein Marmeladen Toast, mehr geht morgens um halb 7 einfach nicht runter. Die Race Organisation war sehr sehr gut. Es gab genügend Parkmöglichkeiten nahe des Geländes, der Rest war dann mit dem Shuttle Bus gut zu erreichen. Das Wetter war wie angekündigt regnerisch, aber noch nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Die Mitteldistanz war schon gestartet und wir konnten die Schwimmstrecken begutachten.
Inzwischen ging übrigens mein Bullshit FM im Kopf schon wieder an. Diesmal nicht wegen Schwimmen, sondern eher so allgemein. War Triathlon nicht eher eine Schönwetter-Sportart? Warum nur tu ich mir das schon wieder an? Mein Leben als Fan-Girl war doch super bisher. Im Alpsee bin ich noch nie geschwommen. Noch nie ein Triathlon mit Höhenmetern absolviert. Der Lauf hat auch noch so einen krassen Anstieg - den sogenannten Kuhsteig - dabei. Anderersseits.... 500 Meter Schwimmen würde ich schon irgendwie hin bekommen. Ich hab viel mehr trainiert als noch vor einem Jahr. Die Radstrecke war mit 29 km und 600 Höhenmetern ausgeschrieben und das machte mir viel mehr Sorgen. Schon ziemlich zu Beginn in Immenstadt kommt der berühmt-berüchtigte Kalvarienberg. Ein kurzer, knackiger Anstieg , der ist so richtig in sich hat. Ok - hoch schaffe ich immer irgendwie. Hier hat sich auch das Trainingslager auf Mallorca bezahlt gemacht und hat mir Selbstvertrauen geschenkt. Auch die etlichen Stunden bei Spinning haben viel dazu beigetragen, dass bergauf für mich gar nicht so den Schrecken hat. Allerdings sind die Staßen regennassmund dadurch beim schnellen Bergab-Fahren nicht zu unterschätzen. Nicht ganz ungefährlich und ich hatte gehörig Respekt. Meine Race-Strategie lautete hier defintiv: gesund ankommen und möglichst Spaß haben. JEtzt war es eh zu spät um kalte Füße zu bekommen.
Swim
Ab 09:15 Uhr wurde es ernst. Abschied von Sascha und unserer Familie, die zum Anfeuern dabei waren. Die weiblichen Athleten der Sprint-Distanz versammelten sich langsam auf dem Steg. Meine Nervosität stieg ins Unermessliche, als mir klar wurde, dass es ein Wasserstart sein würde. Also schon jetzt vom Steg aus rein in den See und warten, bis der Startschuss fällt. Ich war damit beschäftigt, für mich einen guten Platz zu finden: möglichst raus aus dem Gedrängel, aber trotzdem nah genug dran, um den Anschluss zu halten.
Und dann ging es los. Es war beeindruckend, so viele Schwimmerinnen im Alpsee zu sehen, den rosa Rauch, der aufstieg, und die großartige Stimmung. Alle machten sich gegenseitig Mut – ich liebe diesen Zusammenhalt unter Triathletinnen. Das Schwimmen fühlte sich anfangs an wie immer: als würde ich trotz Kraulen kaum vorankommen. Hier und da habe ich auch ein paar Füße abbekommen, da jede so nah wie möglich an der Boje vorbeischwimmen wollte. Die Strecke war gut markiert, und irgendwie habe ich es mal wieder geschafft: Mit etwas über 13 Minuten war ich super zufrieden. Zwischendurch habe ich wieder etwas Brust geschwommen, aber insgesamt kam ich kraulend gut voran, vor allem in der zweiten Hälfte.
Der Support zwischen dem Schwimmausstieg und der Wechselzone war gigantisch. Abgesehen von Hamburg habe ich noch nie so viele Zuschauer und so viel Anfeuerung erlebt
T1 - Wechselzone
Hier habe ich mir bewusst Zeit gelassen. Als erstes immer Helm aufsetzten und kurz abtrocknen. Dann entscheiden, welche Jacke Sinn macht. Es hat nur leicht genieselt, daher habe ich mich für meine dünne Windjacke entschieden. Socken und Schuhe, ein Gel nehmen und Startnummernband mit Startnummer umlegen. Wichtig: wieder alles andere zurück in die Kiste! Lieber zweimal kontrollieren. Im Laufschritt mit dem Rad über das Stück Wiese, weiter bis zur Linie, ab der aufs Rad gestiegen werden darf. Das gewinnt bei mir defintiv keinen Schönheitspreis but who cares? Ich bin jedenfalls ganz weit davon entfernt aufs Rad zu springen, dafür bin ich aber sicher eingeklickt und konnte schnell auf die Straße.
Bike
Gleich zu Beginn konnte ich ordentlich Druck machen und ein paar Fahrer überholen – Hauptsache, raus aus dem Getümmel. Der Kalvarienberg kam dann schneller als erwartet. Einmal abgebogen, und plötzlich war ich mittendrin. Vor Schreck habe ich mich erstmal verschaltet, aber ab da war ich voll im Rennmodus und musste richtig in die Pedale treten. Die Atmosphäre war der Wahnsinn – fast wie bei der Tour de France. Die Zuschauer standen dicht gedrängt am Straßenrand und bildeten eine schmale Gasse, während sie uns lautstark anfeuerten. Diese unglaubliche Stimmung hat mir so viel Energie gegeben, dass ich all meine Kraftreserven mobilisieren konnte. Im Nachhinein frage ich mich, wie ich das überhaupt geschafft habe. Aber in dem Moment wusste ich einfach, dass ich mich auf meine Stärke verlassen kann – schließlich habe ich schon so viel mehr geschafft. Einige schoben ihre Räder den Berg hinauf, aber das war für mich keine Option. Frei nach dem Motto: “You have to move to keep in balance.” Zahlen, Daten, Fakten: 500 Meter Anstieg, 10,27 % Steigung.
Der Rest der 28-km-Strecke blieb „wellig“, und die Anstiege zogen sich ordentlich in die Länge. Dazu wurde der Regen immer stärker – und ich auch. Noch am Morgen hatte ich bei diesem Dreckswetter überhaupt keine Lust auf den Triathlon, aber jetzt machte das Ganze richtig Laune. Das Wetter war mir völlig egal. Ich war im Race-Modus und habe jeden Moment genossen. Unglaublich, dass ich bei sowas mitmache! Früher war ich nur Zuschauerin und Fan-Girl, und jetzt spiele ich plötzlich selbst die Hauptrolle.
Entgegen meiner Befürchtungen, Schwierigkeiten auf den rutschigen Straßen bei den Abfahrten zu haben, fühlten sich diese extrem gut an. Ich habe schnell ein Gefühl für das richtige Bremsen entwickelt und oft einfach das Rad laufen lassen. Das wäre mir vor dem Trainingscamp auf Mallorca nicht möglich gewesen. Früher war es eher Augen zu und durch, bzw. runter.
Der Zusammenhalt auf der Strecke war ebenfalls großartig, besonders unter uns Frauen. Wir haben uns gegenseitig motiviert. Nach einer 01:20 war ich zurück in der Wechselzone und überglücklich.
T2 - Wechselzone
Das Rad zunächst sicher einhängen und dann erst den Helm öffnen und abnehmen. Prima - das hat schon mal geklappt. Jetzt nur noch rein in die Laufschuhe, das zweite Gel nehmen und meine Lieblingsdisziplin genießen. Unspektakulär und ohne besondere Vorkommnisse. So mag ich das.
Run
Nachdem ich die Wechselzone verlassen hatte, führte mich das erste Stück auf einer schönen, flachen Strecke, auf der ich mit einer 5er Pace richtig Gas geben konnte. Dann kam der berühmt-berüchtigte Kuhsteig – gut 200 Meter mit mehr als 18 % Steigung und einer ordentlichen Schlammschlacht. Die Zuschauer standen dicht an dicht und ließen nur einen schmalen Trampelpfad für die Athleten frei. Mit Kuhglocken und lauten Anfeuerungsrufen wurden wir den Anstieg hinaufgetrieben. Was für ein Erlebnis! Bloß nicht stehenbleiben, sondern immer weiter nach oben – das war einfach großartig.
Der Rest der Strecke ließ sich dann problemlos bewältigen, und die Musik und Moderation aus dem Zielbereich wurden immer lauter. Nach insgesamt 2:12 Stunden, und damit deutlich schneller als erwartet, überquerte ich die Ziellinie.
Fazit
Absolute geniales Rennen. Wie es wohl erst bei Sonnenschein?
Die Stimmung überall genial, etliche freundliche Helferlein sind im Einsatz und kümmern sich darum, dass die Athleten ein unvergessliches Erlebnis haben. Creating Memories.
Nächstes Jahr Olympische Distanz?
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